Zu diesem Band
Rainer E. Burkard, Wolfgang Maass, Peter Weibel
Im deutschen Sprachraum gibt es selten eine Möglichkeit, sich als
Nicht-Fachwissenschaftler einen Eindruck von der gegenwärtigen
Forschung im Bereich der Mathematik und theoretischen Informatik zu
machen. Im englischsprachigen Raum gibt es hingegen nicht nur
hervorragende Fachjournalisten, die es vermögen, auch avancierteste
Wissenschaftsdisziplinen und -ergebnisse inhaltlich korrekt und
dennoch allgemein verständlich darzustellen, sondern auch die
Fachwissenschaftler selbst unternehmen immer wieder große
Anstrengungen, ihre Leistungen oder die Leistungen ihrer
Fachdisziplinen populär und adäquat zugleich darzustellen. Zahlreiche
wissenschaftliche Bestseller, von Stephen J. Hawkings über John Casti
bis zu John H. Conway, belegen brilliant den Erfolg dieser Bemühungen.
So entsteht eine Wissenschaftskultur und in der öffentlichkeit das
Bewußtsein von der Revelanz der Wissenschaft für die Gesellschaft. Aus
bekannten historischen sozial- und kulturpolitischen Gründen mangelt
es im deutschsprachigen Raum an einer solchen Wissenschaftskultur.
Daher lebt die deutschsprachige Wissenschaftskultur, in welchem Umfang
und Ausmaß sie auch immer existieren mag, in großer Abhängigkeit von
ausländischen Importen. Dieses Buch ist daher einer der wenigen
Versuche von Fachwissenschaftlern selbst, auch im deutschen Sprachraum
die aktuellen Ergebnisse einer avancierten schwierigen
Forschungsdisziplin allgemein zugänglich zu machen. Für die
beispielhafte Anstrengung und ihre Bereitwilligkeit, trotz des Drucks
ihrer zahlreichen fachlichen Verpflichtungen, ihre Kompetenz zur
Verfügung zu stellen und damit diese kulturellen Absichten der
Herausgeber zu unterstützen, kann den Autoren nicht genug gedankt
werden.
Das intellektuelle Vergnügen, das die Vorträge von Herbert Edelsbrunner, Wolfgang Schmidt, Raimund Seidel, Gottfried Tinhofer und Wolfgang Woess bereiteten, reproduziert auch dieser Band, der somit eine seltene Möglichkeit bietet, sich aus erster Hand einen Eindruck von der gegenwärtigen Forschung im Bereich der Mathematik und theoretischen Informatik zu verschaffen. Was diese Vorträge bzw. Artikel über ihre inhaltliche Qualität und Innovation hinaus auszeichnet, ist ihre stilistische Qualität, das Wissensmanagement. Sie erfordern nämlich kaum spezifische Vorkenntnisse. Das ermöglicht es auch, daß alle Kapitel vollkommen unabhängig in beliebiger Reihenfolge gelesen werden können. Im Laufe der Vorbereitung dieses Bandes ist der Wunsch aufgetaucht, daß auch die Herausgeber selbst einen Einblick in ihr Arbeitsgebiet geben. Die Herausgeber sind dieser Anregung gerne gefolgt und haben daher die Vortragsmanuskripte für diesen Band um eigene Beiträge ergänzt. So ist in der Tat ein Buch entstanden, das nicht nur eine große Tradition aus den 20er Jahren wiederbelebt, sondern vielleicht auch exemplarisch für den Beginn einer eigenen Wissenschaftskultur in österreich stehen mag.
Daher sei den Autoren für ihre beispielhaften Bemühungen nochmals herzlich gedankt, und auch all jenen Personen, deren Unterstützung, Kompetenz und Arbeit sowohl das Symposion wie auch das Buch ermöglicht haben: Dr. Irolt Killmann (Rektor der TU Graz), Dr. Christa Steinle (Leiterin der Neuen Galerie), Prof. Dr. Robert Tichy (Vorstand des Instituts für Mathematik der TU Graz), Dr. Leonhard Summerer, Heike Graf, Ingrid Preininger, Karin Buol-Wischenau, Margot Goettsberger und Clemens Heuberger. Wir danken der Gesellschaft der Freunde der Neuen Galerie dafür, daß sie durch ihre finanzielle Unterstützung das Symposion und diesen Band ermöglicht hat.